Katamaran Segeln Mittelmeer

Kanaren - Katamaran Cruise mit Charter and Sail

6. Dezember 2018 11:00

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Der Katamaran im Heimathafen

Wir stechen in See

Strände von Land aus erkunden, das machen wir ja relativ oft mit dem LKW. Jetzt nehmen wir uns eine Woche Zeit, um das ganze mal bei einem Katamaran Cruise von der Seeseite aus zu betrachten. Mit der Otto Mezzo, einem 50 Fuß Katamaran vom Typ Lagoon 500, werden wir durch die Kanaren segeln.

Dazu fliegen wir zunächst nach Lanzarote. Da wir aber so gar nicht einschätzen können, was uns erwartet, haben wir fast jede Kitegröße und sogar das Foil dabei. Auch die normalen Klamotten reichen von Badehose bis Winter. Als wir ankommen herrschen jedoch frühlingshafte Temperaturen und wir werden am Flughafen schon von unserem Skipper Tobi erwartet. Er und seine Freundin Cati werden sich in den nächsten Tagen um uns kümmern.

Großeinkauf

Am ersten Tag sind wir zusammen mit den anderen Gästen bis spät abends damit beschäftigt, Unmengen von Nahrungsmitteln und Getränken im Boot zu verstauen. Proviant für neun Personen für eine Woche muss gebunkert werden, denn wir haben das Boot nicht allein gechartert.

Kleines Chaos nach dem Großeinkauf
Ausfahrt aus dem Heimathafen Arrecife

Der erste Abend an Bord

An Bord gibt es alles, was wir im Wohnmobil auch haben, nur immer etwas größer. Die Wassertanks sowie die Dieseltanks fassen je 1000 Liter. Da es vier Kühlschränke, Tiefkühler und eine Mikrowelle gibt, sind auch die 800 Ah der Batterien schnell leer, sodass der Generator ab und zu mal laufen muss, wenn wir keinen Landstrom vom Hafen haben.

Noch am ersten Abend im Hafen von Arrecife gibt es eine Sicherheitsunterweisung. Sehr vorbildlich! Die wichtigste Regel lautet: Immer eine Hand für das Schiff. Also immer irgendwo festhalten. Zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass tatsächlich auf jeder Segeletappe so viel Seegang herrschen wird, dass es gar nicht möglich ist, sich nicht irgendwo festzuhalten. So sind wir nach dem Essen auch alle schnell im Bett, denn morgen müssen wir um 6:30 Uhr schon wieder aufstehen, damit wir früh auslaufen können und noch etwas vom Tag haben. Wir verlassen den Hafen mit Motorkraft. Nachdem wir die schützende Kaimauer passiert haben, werden die Segel gesetzt.

Auf gehts nach La Graciosa

Um unser Ziel La Graciosa im Norden Lanzarotes zu erreichen, müssen wir gegen den Wind kreuzen und vor allem: gegen die Wellen. Ich bin ja am und auf dem Wasser groß geworden. Ich hatte als Teenager ein kleines Segelboot und wir sind auf dem Boot von Josis Eltern auf der Ostsee gesegelt. Aber die Wellen im Atlantik und das Geschaukel auf diesem Katamaran sind noch mal eine ganz andere Hausnummer. Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Aber es ist auch irgendwie sehr witzig. Die Fahrt dauert circa fünf Stunden. Einigen bekommt das nicht so gut. Vor allem unter Deck. Schließlich haben wir es geschafft und ankern im Windschatten vor La Graciosa. Der nordöstlichste Zipfel Lanzarotes, im Hintergrund schon La Graciosa. Kurz Mittagessen, dann wird das Beiboot klar gemacht und Tobi bringt uns alle zum Strand, wo wir die erste Kitesession starten. Über Nacht bleiben wir in der Bucht. Im Wohnmobil würden wir es als Wildcampen oder Freistehen bezeichnen. Bei Booten ist das ganz normal und erlaubt. Natürlich schaukelt es auch nachts etwas, woran wir uns jedoch schnell gewöhnen.

Wunderschöner Ankerplatz vor La Graciosa
Gemeinsames Abendessen auf dem Katamaran

Alltag an Bord

Am nächsten Tag ist nicht genug Wind. Zum Glück hat es heute niemand eilig, denn wir sind zum Küchendienst eingeteilt und bis man das Geschirr von neun Personen mit der Hand abgewaschen hat, dauert es viel länger als gedacht. Der Job als Tellerwäscher macht kabinenweise die Runde, aber eigentlich helfen immer alle irgendwo mit. Nachdem sich dann alle mit Baden, Schnorcheln, SUPpen oder Wellenreiten ausgetobt haben, treten wir die nächste Etappe an.

Nächstes Ziel: Fuerteventura

Entlang der Westküste von Lanzarote segeln wir Richtung Fuerteventura. Es schaukelt. Und zwar schon wieder richtig viel. Das Boot ächzt und knarrt. Mittlerweile hat man sich an die fremden Geräusche gewöhnt. Die Fahrt ist sehr lang. Während wir unterwegs sind, haben wir meistens eine Schleppangel draußen, deren Köder hinter dem Boot hergezogen wird. Heute beißt sogar etwas an: Ein Thunfisch groß genug, uns alle satt zu machen. Der Fisch wird direkt für die Pfanne vorbereitet. Wir essen heute während des Segelns, draußen ist es mittlerweile schon dunkel. Kurz vor Mitternacht erreichen wir dann den Hafen von Corralejo auf Fuerteventura. Beeindruckend, wie Cati und Tobi im Dunkeln das große Schiff steuern und navigieren können und einen geeigneten Ankerplatz hinter der Mole finden. Hier ist dann auch genug Wind zum Kiten und alle kommen auf ihre Kosten: Wellenreiten und Kiten in der zweieinhalb Meter hohen Welle oder im offenen Atlantik. Abends fährt Tobi uns im Dingi an Land, wo wir Tappas essen gehen. Eine Straße weiter treffe ich mich kurz noch mit Christian, der nach Fuerteventura ausgewandert ist, den ich aber schon jahrelang nicht mehr gesehen habe. Ein Foto davon zu schießen haben wir natürlich vergessen.

Selbst gemachtes Sushi vom Chefkoch
Die erste Kitesession

Kiten beim Downwinder

Unsere nächste Etappe startet nach einer Leichtwindsession am Nachmittag. Wir wollen Downwind kiten während uns der Katamaran begleitet. Der muss aber erst einen großen Bogen fahren, in einem Riff zwischen Fuerteventura und Los Lobos ausweichen, während Jürgen und ich schon in der hohen Dünung unterwegs sind. Als Jürgen zu nah an Los Lobos heran kommt, gerät er in die Windabdeckung des Vulkans und sein Kite fällt vom Himmel. Ich kann ihm leider auch nicht helfen, da mir ja das gleiche passieren würde. Also warte ich, bis das Beiboot zur Hilfe eilt. Witzig wurde es dann wieder, als mir Tobi im Beiboot ein Bier vorbeigebracht hat und wir unterwegs angestoßen haben. Top Service!

Als die Sonne langsam untergeht, brechen wir den Downwinder ab und sammeln alle mit dem Beiboot wieder ein. Bei den Wellen nicht immer ganz einfach. Vor allem das Umsteigen vom Beiboot in den Katamaran in voller Fahrt. Auch heute müssen wir noch ein paar Stunden Segeln, bis wir die schützende Mole in Puerto del Rosario erreichen. Bis zum Hafen darf ich diesmal im Dunkeln steuern und mit 7,5 Knoten die großen Wogen mit dem Kat abreiten. Währenddessen wurde schon das Abendessen vorbereitet: Sushi vom Feinsten, dank Hiero, der ein Meister im Sushizubereiten ist.

Wakeboarden hinter dem Beiboot

Wegen Windmangels gehen wir am nächsten Morgen eine Runde Wakeboarden. Auch das funktioniert sehr gut mit dem Foil. Josi hat das Foto des Tages geschossen: Ein spektakulärer Sturz von Tobi. Auch heute wird den restlichen Tag gesegelt bis es dunkel ist. Wir müssen die gleiche Strecke ja auch wieder zurück. Da der Wind gedreht hat, können wir in einer Bucht südlich Los Lobos ankern, wo tagsüber die Touris mit Booten hingebracht werden. Während Josi und ich am nächsten Morgen ausschlafen (wenn man es denn so nennen kann), sind die Wellenreiter unter uns schon vor Sonnenaufgang mit dem Dingi losgefahren, um vor den Locals am Spot zu sein. Wir segeln dann mittags das kurze Stück hinüber nach Lanzarote zur Playa de Papagayo. Leider ziehen Regenwolken auf und der Wind ändert ständig die Richtung und seine Stärke. Während Christian bei 13 Knoten mit dem 15er gestartet ist, geht Jürgen mit 12 raus. Dann setzt der Regen ein und plötzlich haben wir 25 Knoten! Die beiden haben ordentlich zu tun. Ich wollte eigentlich mit 7 foilen gehen. Jetzt habe ich den 7er schon in der Luft und nehme einfach das Twintip. Dazu reicht es dann aber doch nicht ganz. Dann eben foilen. Zum Glück, denn der Wind nimmt so weit ab, das die beiden anderen trotz acht Quadratmetern größerer Kites nicht mehr zurück kommen und am Strand auf mehr Wind warten müssen, während ich mit 7 immer noch Spaß habe. Zum Landen des Kites schwimmt man per Bodydrag zum Boot, wo Tobi oder Cati den Kite annehmen. Anschließend wickelt man im Wasser die Leinen auf.

Viel Spaß auch ohne Wind
Der Hafen von Arrecife

Zurück auf Lanzarote

Unser letzter Abend steht schon bevor. Die Zeit verging wahnsinnig schnell, obwohl die Tage immer sehr lang waren. Wir machen in der Marina Rubicon im Süden Lanzarotes fest. Das ist mit Abstand die schönste Marina, in der ich je gewesen bin. Eine kleine Stadt für sich mit vielen Bars, Restaurants und Geschäften. Alles sehr schön angelegt und gut gepflegt. Wir gehen noch einmal auswärts Essen. Wieder ein kulinarisches Highlight: Chateaubriand, selbst gebraten auf einem heißen Stein. Extrem zartes Fleisch und mega lecker.

Eine Woche auf See, fast ohne Landgang, war eine neue Erfahrung für uns, über die wir uns im Vorfeld gar nicht so viele Gedanken gemacht haben. Wenn man nur die Bilder aus der Karibik vor Augen hat, kann man sich nicht unbedingt vorstellen, wie es wirklich ist. Jeden Tag mit neun zunächst fremden Menschen auf so engem Raum, in neuen Situationen, wo jeder mit anfassen muss. Jeden Tag Geschaukel, während der Fahrt war es manchmal wie in einer Achterbahn. Einigen wurde ziemlich übel, sobald sie unter Deck waren. Kiten vom Boot aus bedarf einer guten Vorbereitung des Materials und immer der Hilfe mindestens einer weiteren Person. Wir hatten zwei Foils an Bord, die ja sperrig sind und immer ein wenig im Weg waren. Mit etwas Logistik klappt aber auch das. Man ist immer barfuß, da fast alles draußen naß ist oder Naß werden kann. Einkaufen oder Essen gehen muss mit dem Beiboot erledigt werden, in dem fast immer Wasser steht oder man während der Überfahrt leicht nass wird. Bei Wind an Deck kann man schon mal die Daunenjacke anziehen, während in der Sonne am Heck eine Badehose ausreicht.

Der Katamaran

Der Katamaran hat aber auch einiges an Luxus zu bieten. Jeder, beziehungsweise jedes Pärchen, hat eine eigene Kabine sogar mit eigener Toilette und Dusche. Vor allem die Dusche am Heck, die man direkt mach dem Kiten benutzen konnte, war super. Die Neos trocknen sehr schnell an der Reling und die Kites tatsächlich auch (am Bug auf dem Netz befestigt). Nirgends ist es sandig, da alles an Bord oder im Wasser passiert. Und natürlich kann man dorthin fahren, wo man vom Land aus nicht hin kommt.

Nach dieser Woche haben wir das Gefühl, einige unserer Mitreisenden schon sehr lange zu kennen. Mo’s witzige Art und Tobi’s gelassene aber sichere Ausstrahlung haben in der Woche viel zur guten Laune beigetragen. Vielleicht sind ja auch ein paar neue Freundschaften entstanden.

Die schöne und gemütliche Kabine
Leider ist es schon Zeit für den Rückflug

Wer ebenfalls einmal in den Genuss einer solchen Segelreise kommen möchte, dem seien die Touren von KiteWorldWideund Charter & Sail mit Käpt’n Tobi wärmstens empfohlen.

Ein kurzes Video vor allem vom Seegang während unserer Tour gibt es hier.